Repertoire

Yo Bachi Daiko spielt ein umfangreiches Repertoire an Taiko-Stücken, von Eigenkompositionen bis Stücken aus Japan und den USA - jedes Stück hat seine eigene Geschichte. Einige davon möchten wir hier gerne vorstellen.

Wir haben viel Zeit sowohl in die Komposition eigener Stücke/Arrangements, als auch in die Herkunftsrecherche und das Einholen von Nutzungsrechten investiert. Deshalb sei hier darauf hingewiesen, dass unser Repertoire nicht gemeinfrei ist.

Hinweis für Veranstalter: Yo Bach Daiko ist kein GEMA-Mitglied.

Oyobi Daiko ("Einladung zum Trommeln")

Der Stückname bedeutet auch "Ruf der Taiko". Dieses einfache aber kraftvolle Stück spielen wir am Anfang eines Auftritts/Konzertes. Es soll das Publikum herbeirufen bzw. einladen und auch die Trommeln & Trommler in Stimmung bringen.

(c) 2012, O. Boldt, arr. Yo Bachi Daiko

Hanryo ("Gefährten")

Dieses Stück erzählt die Geschichte mehrerer Gefährten, welche wandernd sich ständig ändernde Landstriche durchqueren. Mal geht's bergauf, mal bergab, manchmal ist es still und manchmal reden alle durcheinander... Diese zweistimmige Komposition kommt fast ohne Wiederholungen aus, und holt aus den Trommeln viele Klänge und eine hohe Dynamik heraus.

(c) 2011, O. Boldt

Shu-tsu-gyo Bayashi

"Musik der Fischer, die aufs Meer hinausfahren" bedeutet der Titel. Ein kräftiges Arbeiterlied bei dem sich die Fischer gegenseitig anfeuern. Ursprünglich wurde es für Kinder komponiert und hat seine ganz eigene Dynamik. In der Bühnenversion von Yo Bachi Daiko zieht ein Sturm (O-Kaze) auf - auch Wellen und Sturmglocken sind zu hören. Die Fischer müssen ihre Arbeit vorerst einstellen. Werden sie wieder sicher das Land erreichen?

(c) 2010 K. Nill, O. Boldt, O-Kaze version (c) 2011 O. Boldt

Buchi Awase

Über das traditionelle Original ist leider nur wenig bekannt. Es wird erzählt, dass zwei Gruppen einen Wettkampf mit ihren Trommeln austragen. In unserer Version wird der überlieferte Teil aber von allen Trommlern gemeinsam gespielt. Oliver Boldt hat sich von den Rhythmen inspirieren lassen und einen neuen Wettkampf erfunden. Zusammen mit der überlieferten Version ist so das Yo Bachi Daiko Arrangement entstanden.

traditionell, arr. (c) 2010 O. Boldt

Hanabi ("Feuerwerk")

Für dieses Stück kommen fast nur unsere tiefen Miya-/Odaiko (Fass-)trommeln zum Einsatz. Sie erzeugen ein tiefes Grollen durchsetzt mit explosionsartiken Akzenten. In der Mitte nutzen wir Hyoshigi - jap. Klanghölzer - um einen eher meditativen Kontrapunkt zu setzen.

(c) 2015-2016 O. Boldt

Omiyage

Omiyage bedeutet Gastgeschenk. Dieses Stück wurde als "Open Source"-Komposition von Shoji Kameda entwickelt und an die Taiko-Gemeinschaft verschenkt. Es wird größtenteils an Schrägtrommeln gespielt, einem Stil, der in den 1950er Jahren in Tokyo entstand, und in den USA heute weit verbreitet ist. Da die Originalpartitur keine Soli enthält, haben unsere Trommler ihre eigenen Soli (im Omiyage-Stil) entwickelt.

(c) Shoji Kameda, et al (TAIKOPROJECT, Los Angeles), arr. 2010 von O. Boldt und unseren Solisten

Tabi dachi

Der Titel steht für "Aufbruch zur Reise". Auf dem Weg sein - das ist eine viel benutzte Metapher. Bei Tabi dachi haben die kleine Shime daiko und die größeren Miya daikos unterschiedlich komplizierte Rhythmen. Neue Gruppenmitglieder können zuerst die einfache Stimme lernen, und sich dann auf den Weg zu den anderen Rhythmen machen. Dieses ist unser erstes Stück, das wir im September 2015 auf Open-Source Basis veröffentlicht haben. Informationen (und Video) zu diesem Aufbruch der anderen Art gibt es unter www.oliver-boldt.de/taiko/open-source.

(c) 2014 O. Boldt, arr. K. Nill

Taiko no Oto ("Der Klang der Taiko")

Der kraftvolle Klang einer Taiko kann sehr berühren. Die Klangfarben der drei wichtigsten Trommeln (Shime=hoch, Miya=mittel, O-Daiko=tief) waren die treibende Kraft bei der Entwicklung dieses Stückes. Die Klänge werden anfangs separat/puristisch dargestellt und im Verlaufe miteinander verwoben.

(c) 2016-2017 O. Boldt

Nami

'Nami' bedeutet Welle bzw. Brandung. Anfangs präsentiert sich 'Nami' als klassisches, "hartes" Taikostück. Ein Trugschluss, denn danach fällt es in einen langsamen getragenen Teil - den Groove des Meeres. Ständige Wiederholung und ständige Veränderung - die Überwindung dieses Gegensatzes treibt das Stück musikalisch voran.

(c) 2013, O. Boldt

Ninja Bayashi

Diese Komposition entstand Mitte der 1990er Jahren in Tokyo und bedeutet "Ninja-Musik". Wir spielen das Stück mit Erlaubnis (und hoffentlich auch der Energie) der Komponistin Moko Igarashi, die wir hier ganz herzlich grüßen! Wir spielen diese Stück schon seit vielen Jahren. In 2016 haben wir neue Teile komponiert und damit ein eigenes Arrangement entwickelt.

(c) M. Igarashi, Tokyo, arr. 2016 O. Boldt

Yatai Bayashi

Dieses berühmte Taiko-Stück wird in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember jedes Jahr in der Stadt Chichibu (jap. Alpen, zentrales Japan) gespielt. Festwagen (Yatai) werden stundenlang durch die Straßen gezogen und musikalisch von Trommeln und Flöten begleitet (Bayashi). Die Trommeln befinden sich im Wageninneren. Die Trommler wechseln sich mit dem Schlagen der Taikos ab. Aufgrund des eingeschränkten Platzes befinden sich die Trommeln samt Trommler in einer niedrigen, horizontalen Position. International berühmt geworden ist dieses Stück durch die Bühnenversion der Gruppen Ondekoza und Kodo.

traditionell, arr. Yo Bachi Daiko

Yoko-san

Bei vielen historischen Taikostilen werden die Trommeln in einer horizontalen Lage gespielt, Yoko-uchi genannt. Die Rhythmen sind meistens einfach aber dafür umso kraftvoller, unterstützt von großen Bewegungen. Yoko-san ist unsere erste Komposition für diesen Stil.

(c) 2013-2014, O. Boldt

Was ist Taiko?

Die Begriffe "Taiko" und "Wadaiko"

Das Wort Taiko besteht aus den beiden Schriftzeichen für "dick" und "Trommel". Tatsächlich ist Taiko aber das allgemeinste Wort für "Trommel" und wird für alle Arten von Trommeln verwendet - also auch z.B. für afrikanische Instrumente.

Wird die Silbe "Wa" (für "das japan-artige") vorangestellt, ergibt sich daraus "Wadaiko", also das japanische Trommeln. Während ausserhalb Japans der Begriff Taiko häufiger benutzt wird, sollte man in Japan den Begriff Wadaiko verwenden, wenn man japanisches Trommeln meint - sonst wird man z.B. für einen Schlagzeuger gehalten, wenn man erzählt, dass man Taiko spielt.

Traditionelles vs. modernes Taiko

Die fassförmige Miya-Daiko ist das zentrale Instrument beim Taiko, wobei "Miya" für "Schrein/Tempel" steht und auf den religiösen Ursprung hinweist. Diese Instrumente sind zusammen mit dem Buddhismus aus China und Korea nach Japan gekommen und waren zunächst also eher Ritual- als Musikinstrumente.

Viele Schreine und Tempel veranstalten in Japan meistens einmal im Jahr Matsuri-Straßenfeste, hier hat die traditionelle Musikform ihren Ursprung. Eines der ältesten Matsuris ist das Kokura-Gion-Festival, das es ca. seit dem Jahr 1600 gibt. Der dort praktizierte Trommelstil ist sehr charakteristisch für das traditionelle Taiko: mit einer einzigen Trommel, die wie im Tempel, auf der Seite liegend, abwechselnd von mehreren Trommlern gespielt wird. Die Rhythmen werden nicht notiert, sondern wie in der japanischen Tradition üblich, mündlich weitergegeben. Improvisation ist ein wichtiger Bestandteil.

Das heute (auch außerhalb Japans) beliebte Ensemble-Taiko, das gleichzeitige Zusammenspiel in der Gruppe, ist erst nach dem 2. Weltkrieg in Japan entstanden. Daihachi Oguchi aus Nagano und die Gruppe Sukeroku Daiko aus Tokyo waren in den 1950er die Pioniere. Anfang der 1970er Jahre gründete Tageyusa Den auf Sado die Gruppe Ondekoza, aus der 1981 Kodo entstand. Deren internationale Tourneen haben maßgeblich zur Popularisierung des Taiko beigetragen.

Die modernen Stücke des Ensemble-Taikos sind in der Regel fest arrangiert und teilweise sehr komplex. Deshalb werden sie häufig auch in Notenschrift festgehalten. Da es sich um zeitgenössische Kompositionen handelt, unterliegen diese Werke dem Urheberrecht, dürfen also nicht beliebig weitergegeben werden - sie verhalten sich komplementär zum traditionellen Taiko der Matsuris. Diese Tatsache hat in den letzten 50-60 Jahren wesentlich dazu beigetragen, dass ein modernes Taiko-Genre entstanden ist.

Yo Bachi Daiko sieht sich als Teil dieses sehr lebendigen Genres und arbeitet intensiv daran, mit eigenen Stücken und Arrangements authentisches Taiko zu kultivieren. Die langjährige Musikpraxis unserer Trommler - auch in anderen Genres - ist die Grundlage dafür.